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Ronsdorf – das neue Zion?

Mit großem Gefolge zog Elias Eller im Jahr 1735 aus Elberfeld hinauf in das neu geschaffene Dorf Ronsdorf. Er hatte dort ein großes Stück Land gekauft, gerodet und urbar gemacht. An seiner Seite: Die Seherin und Prophetin Anna Catharina vom Büchel. Das Ehepaar Eller/Büchel und rund 50 Elberfelder Familien hatten sich von der Reformierten Kirche losgesagt und wollten gemeinsam in Ronsdorf das himmlische Jerusalem errichten. "An diese ganz besondere Gründungsgeschichte erinnert auch der Gedenkstein für den Ortsgründer Elias Eller, der bis heute in der Ortsmitte von Ronsdorf zu finden ist", berichtet Wuppertal-Experte Thomas Kramer. Zur Gründung dieses Lebensortes für die Mitglieder der verschworenen Sekte zählte auch der Aufbau einer Bandwirker-Fabrik. Elias Eller entstammte einer Wuppertaler Industriellenfamilie aus der Textilindustrie. "So gelangte die über Jahrzehnte hinweg bestimmende Textilindustrie auch auf die Wuppertaler Südhöhen." 
Artikel vom 26.01.2021

<strong>Ronsdorf</strong> – das neue Zion?
<strong>Ronsdorf</strong> – das neue Zion?
<strong>Ronsdorf</strong> – das neue Zion?
<strong>Ronsdorf</strong> – das neue Zion?
<strong>Ronsdorf</strong> – das neue Zion?
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Die Anfänge und das Sektendorf

Die Anfänge und das Sektendorf

Dieser Gedenkstein erinnert an den religiös motivierten Stadtgründer Ronsdorfs Elias Eller. Foto: Kadereit

"Die Geschichte von Ronsdorf lässt sich natürlich noch weiter in die Vergangenheit zurückverfolgen", sagt Thomas Kramer. "Ein Blick in die Annalen zeigt, dass Ronsdorf erstmals im Jahr 1494 durch 'Johannes von Rondsdorp' urkundlich erwähnt wird. Es handelte sich aber lediglich um einen einzelnen Hof, der in Nachbarschaft zur Honschaft Erbschlö lag und dem Kirchspiel Lüttringhausen zugerechnet wurde." Seinen eigentlichen Ursprung als größere Ansiedlung verdankt Ronsdorf tatsächlich den religiösen Anhängern von Elias Eller. In seiner Person zeigt sich die große Bedeutung des Pietismus – einer strenggläubigen Ausprägung des evangelischen Glaubens – in den Industriestädten Elberfeld und Barmen. Die Geschichte des Aufstieges dieser beiden Städte lässt sich ohne den immer mitschwingenden religiösen Duktus kaum erklären. Und so war auch der Gedanke von Elias Eller und seiner zweiten Ehefrau Anna Catharina vom Büchel, gemeinsam mit Gleichgesinnten auf den Südhöhen das neue Zion zu errichten zur damaligen Zeit gar nicht so abwegig, wie es aus heutiger Sicht wirkt. Der damalige Kurfürst und Herzog Karl Phillip von der Pfalz erteilte Elias Eller sogar die Genehmigung zur Gründung einer eigenen Kirchengemeinde. Aufgrund der guten Kontakte Ellers zum preußischen Hof bekam Ronsdorf bereits 1745 die Stadtrechte zugesprochen – ein außergewöhnlicher Vorgang.

Bandwirkerei und Kleineisen-Industrie

Bandwirkerei und Kleineisen-Industrie

Dieses Bandwirker-Denkmal erinnert an die wichtige industrielle Tradition in Ronsdorf. Foto: Frank Vincentz

"Der Stadtgründer Elias Eller brachte seine eigene Fabrik mit auf die Wuppertaler Südhöhen, um die ursprünglich 775 Personen, die ihm gefolgt waren, um das neue himmliche Jerusalem aufzubauen, auch ernähren zu können", beschreibt Immobilien-Experte Thomas Kramer die wirtschaftliche Bedeutung der Bandwirkerei in Ronsdorf. "Eigentlich hatte sich im Umfeld von Ronsdorf ja eine bescheidene, meist familiär organisierte, Kleineisen-Industrie angesiedelt – von Cronenberg, über Remscheid bis nach Solingen gut nach zu verfolgen. Eller brachte die Textilindustrie, die Elberfeld und Barmen zu Wohlstand verhalf, einfach mit nach Ronsdorf und sorgte damit für eine langwährende Tradition der Bandwirkerei in Ronsdorf. Denn diese Veredelung von Textilien ließ sich auch ohne den Wasserzufluss der Wupper bestens bewerkstelligen." Im weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Prosperität Ronsdorfs entstanden aber auch viele Betriebe der Kleineisen-Industrie, die zum Teil bis heute als Teil der Lieferkette in der Automobil-Herstellung eine international bedeutsame Rolle spielen.

Bergisches Wohnen

Bergisches Wohnen

Die Villa Carnap gläntz noch im ehemals typischen Baustil. Foto: Frank Vincentz

"Das Zentrum Ronsdorfs war geprägt von einheitlichen zwei- bis dreigeschossigen, verschieferten Wohnhäusern – zum Teil gingen die Planungen noch zurück auf die ursprüngliche Anlage des Stadtgebietes durch die Eller'sche Sekte." Bis zur Nacht vom 29. auf den 30. Mai 1943. Ein Luftangriff der alliierten Streitkräfte traf Ronsdorf mit voller Wucht. "Eigentlich ein Irrtum", weiß Makler Thomas Kramer aus den Annalen von Ronsdorf zu berichten: "Es sollten Vohwinkel und Elberfeld getroffen werden. Ein Abwehrmanöver der deutschen Streitkräfte sorgte dafür, dass Vohwinkel in dieser Nacht weitgehend verschont blieb – dafür wurden Elberfeld und Ronsdorf schwer getroffen." Die Mehrzahl der typischen Wohnhäuser in Ronsdorf gingen in Flammen auf, nur wenige dieser Bauten sind bis heute erhalten. "Sehr schade, wenn man die verbliebenen Häuser sieht, kann man sich sehr gut vorstellen, welchen Charme diese Bebauung früher in Ronsdorf verbreitet hat."

Wohnen im Grünen

Wohnen im Grünen

Die Ronsdorfer Talsperre lädt zu Wanderungen zu jeder Jahreszeit ein. Foto: Atamari

Für die heutigen Anwohner von Ronsdorf zählt häufig vor allem der hohe Freizeitwert. "Ronsdorf ist umgeben von Wäldern, Feldern und bergigen Landschaften, die einfach zum Wandern, Reiten und Radfahren einladen", bestätigt Thomas Kramer. "Besonders hervorzuheben ist das historische Gelpetal mit seinen traditionellen Ausflugslokalen und natürlich die Ronsdorfer Talsperre – ein Habitat für viele typische Pflanzen- und Tierarten der Region." Es wurden in den letzten Jahren weitere Wohngebiete ausgewiesen, die gerade durch die Nähe zur Natur für viele Immobilien-Interessenten als Baugrund in Frage kamen. "Eine weitere Stärke Ronsdorfs: Die gute Anbindung an die Autobahn A1. Schnell ist die eigene Auffahrt erreicht und der Weg nach Dortmund oder Köln ist leicht zu überbrücken." So sieht Thomas Kramer auch das ehemals kleine Dorf Ronsdorf heute als eine der bevorzugten Wohnlagen Wuppertals. "Nicht bei jedem auf dem Radar – aber eine wirklich attraktive Alternative."