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Zoo-Viertel – Villenkolonie und Sommerfrische

Durch den Kiesberg von der Elberfelder City getrennt liegend, war schon in den 1880er Jahren das Gebiet rings um den Wuppertaler Zoo als beliebte Sommerfrische bekannt. Ab 1893 wurde es dann als Villenkolonie ausgewiesen und exakt so geplant, dass die wohlhabenden Bürger der Industriemetropole Elberfeld hier ein angemessenes Domizil errichten konnten. "Dabei wurde planerisch darauf geachtet, dass das fast ländliche Idyll trotz der Bebauung erhalten blieb", merkt Immobilienmakler und Wuppertal-Experte Thomas Kramer an. "Großzügige Grundstücke, die gärtnerische Gestaltung der Straßenzüge mit hochwertigem Baumbestand und die Anlage kleiner Plätze – der Platz um den Märchenbrunnen soll ein Beispiel hierfür sein – zeichnen das Viertel aus. Bis heute eines der schönsten Wohnviertel Wuppertals, nicht zuletzt deswegen, weil hier kaum große Kriegsschäden zu verzeichnen waren." 
 
Artikel vom 20.11.2019

<strong>Zoo-Viertel</strong> – Villenkolonie und Sommerfrische
<strong>Zoo-Viertel</strong> – Villenkolonie und Sommerfrische
<strong>Zoo-Viertel</strong> – Villenkolonie und Sommerfrische
<strong>Zoo-Viertel</strong> – Villenkolonie und Sommerfrische
<strong>Zoo-Viertel</strong> – Villenkolonie und Sommerfrische
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Drei Bauphasen

Drei Bauphasen

Her ein Postkartenmotiv des Märchenbrunnens aus den 1920er Jahren. (Karte: Sammlung Frank Werner)

Das Zoo-Viertel gehört zu den bestgeplanten Villenvierteln in Wuppertal. "Im Vergleich zu den anderen wichtigen Villenvierteln in Elberfeld und Barmen – vor allem dem Briller Viertel und den Wohnanlagen an den Barmer Südhöhen – wurde im Zoo-Viertel viel strukturierter geplant. Ausgehen von der zentralen Erschließungsachse der Walkürenallee wurde ein geometrisch-axialer Straßengrundriss dem Viertel zugrunde gelegt, an den sich die großzügigen Grundstücke anschlossen", beschreibt Thomas Kramer die frühen Planungen. "Im Jahr 1893 wurden dann die ersten sechs Villen gebaut, allesamt geplant vom Architekturbüro Hermanns & Riemann. 1897 wurde dann bereits der Märchenbrunnen, der vom renommierten Bildhauer Wilhelm Albermann angefertigt wurde, aufgestellt und seiner Bestimmung übergeben." Insgesamt lässt sich die Bautätigkeit in der Villenkolonie am Zoo in drei große Phasen unterteilen. Dazu Experte Thomas Kramer: "In der ersten Bauphase waren die sehr großen Villen dem malerischen Bauen verpflichtet und zeigen eindeutig die Stilistik der Neorenaissance. In der anschließenden zweiten Phase, in der viele Doppelvillen und Reihenbebauungen in den Straßenzügen umgesetzt wurden, zeigen sich eher neobarocke und neoklassizistische Elemente und vereinzelt scheint auch der beginnende Jugendstil in den neuen Gebäuden durch. Die dritte Bauphase ist dann ganz eindeutig vom sogenannten 'Bergischen Heimatstil' mit kunstvoll bearbeiteten, weißen Türen und Fenstern, den verschieferten Giebel- und Dachflächen und dunkelgrünen Fensterläden dominiert." Diese sehr heterogene Baustilistik zeichnet das Zoo-Viertel bis heute aus. "Wenn man einmal bewusst einen Spaziergang durch das Viertel unternimmt, erkennt man sehr schnell Vertreter der jeweiligen Bauphase."

Jede Villa eine Geschichte

Jede Villa eine Geschichte

Großzügige Villen ,die früher meist nur von einer Familie bewohnt wurden, prägen das Zoo-Viertel. (Bild: Wikipedia Commons; atamari)

Beinahe jedes der Gebäude im Zoo-Viertel erzählt eine Geschichte von der Lebenssituation in der boomenden Industriestadt Wuppertal. "Die wohlhabenden Unternehmer, die in Elberfeld und Barmen ihre Fabriken ausbauten, nutzen ihre finanziellen Möglichkeiten, um repräsentative Wohngebäude in den Villenvierteln der Stadt zu realisieren. So finden sich zum Beispiel die Namen der Familie Boettinger in den Annalen der Eigentümer im Zoo-Viertel. Henry Boettinger, aufgewachsen in England als Spross einer ursprünglich aus Würzburg stammenden Familie, zeigt, wie sich polyglottes Leben und der Wunsch nach einem nachhaltigen Familiensitz in der Zeit um den Jahrhundertwechsel ineinander verwoben. Boettinger war als Kaufmann in Südengland sehr erfolgreich und heiratete eine Tochter von Friedrich Bayer. Schon bald wurde er in den Vorstand des expandierenden Chemieunternehmens aufgenommen und ist wesentlich mitverantwortlich für die Internationalisierung der Bayer AG. Für seine Familie realisierte er aber die 'Villa Sonneck'. Gebaut vom Architekten Heinrich Metzendorf zählte diese Villa zu den stilprägenden Bauten des Viertels", weiß Thoma Kramer zu berichten. "Es ließen sich noch viele spannende Geschichten von den Bauherren der Gründerzeit berichten, die in dem vom Krieg weitgehend verschonten Villenviertel am Zoo ansässig waren. Und es sollte dem Selbstbewusstsein unserer Stadt guttun, sich immer wieder an diese erfolgreiche Vergangenheit zu erinnern."

Villenkolonie denkmalgeschützt

Villenkolonie denkmalgeschützt

Am Bahnhof Zoo kann man sich heute mit einer Tasse Kaffee stärken. (Bild: Wikipedia Commons; atamari

Es ist vor allem der gesamtplanerische Ansatz, der dafür sorgte, dass das Quartier schon seit 2004 als Denkmalbereich ausgewiesen ist. "Diese Klassifizierung eines ganzen Stadtteils ist eher selten, im Fall des Zoo-Viertels aber natürlich durchaus gerechtfertigt", merkt Immobilienmakler Thomas Kramer an. "Denn es ist eben nicht eine eher zufällige Ansammlung von schützenswerten Villen, sondern eine schon beinahe generalstabsmäßig geplante Sommerfrische für wohlhabende Fabrikanten. Eine Kolonie kleiner Schlösser und Burgen im Waldgebiet des Kiesbergs – das ist einfach als Ensemble schützenswert." So sollte sich natürlich jeder Kaufinteressent darüber bewusst sein, in welcher Gegend er sich bewegt. "Man muss über Chancen und Verpflichtungen Bescheid wissen, die mit dem Erwerb einer Immobilie im Zoo-Viertel verbunden sind", bestätigt Thomas Kramer. Aber in jedem Fall lohnt sich ein Besuch des Viertels, denn bis heute ist der ländlich-idyllische Charakter vor allem in den höher gelegenen Straßenzügen beinahe unverändert erhalten geblieben. "Man fühlt sich bis heute weit entfernt vom Trubel der Stadt. Die Verkehrswege im Tal der Wupper sind hier ebenso wenig zu hören wie der Lärm der Autos auf der A46. Das Zoo-Viertel bleibt eines der bevorzugten Wohngebiete im Westen der Stadt."

Naherholungsziel Tierpark

Naherholungsziel Tierpark

Eine Postkarte vom Gondelteich des Wuppertaler Zoo. Alle Postkarten aus der Sammlung Frank Werner

Seinen Namen und sein Flair als Wohngebiet in unmittelbarer Nähe zu einem Naherholungsgebiet erhielt das Zoo-Viertel vor allem durch den angrenzenden Tierpark. Der Wuppertaler Zoo wurde am 08. September 1881 gemeinsam mit den Zoo-Gaststätten eröffnet. Er war, wie in vielen anderen deutschen Städten auch, aus einem Engagement der Bürger der Stadt heraus entstanden. Es zählte damals zum guten Ton, dass man sich finanziell an Projekten der Stadtentwicklung beteiligte und Zoologische Gärten, Botanische Gärten und Parkanlagen zählten zu den bevorzugten Projekten der damaligen Zeit. Als Aktiengesellschaft gegründet und nach Plänen des Gartenbaumeisters Heinrich Siesmayer angelegt, verband der Wuppertaler Zoo in seiner Gründungsphase die Attraktionen eines Tierparks – rund 30 Tiere konnten in ihren Gehegen bewundert werden – mit den Anlagen eine klassischen Landschaftsparks und Angeboten zur Freizeitgestaltung. So konnte man sich in den Gründungstagen zum Beispiel eine Gondel ausleihen und auf einem der angelegten Teiche eine kleine Bootstour in Angriff nehmen. Ein gerne genutztes Angebot an Sonn- und Feiertagen. Der Flair des angrenzenden Zoos ist dem Wohngebiet Zoo-Viertel bis heute erhalten geblieben. So ist in der Mehrzahl der Straßenzüge bis heute das Gebrüll der Löwen zu hören, die seit der Geburt des ersten Löwen "Pascha" im Jahr 1899 ununterbrochen aus den Gehegen des Wuppertaler Zoos in das naheliegende Wohngebiet hinein schallt.